Ferienspiel: Vom Mond zum Mars

Donaupark, 8. August 2003

Bedingungen: Sehr heiss, zeitweise Durchzug leichter Wolken, aber durchaus gute Bedingungen

Seit unserem letzten Ferienspieltermin sind vier Wochen vergangen; wir müssen uns mit unserem Thema "Vom Mond zum Mars" eben nach dem Mond richten, und der ist nur alle vier Wochen in geeigneter Phase am Abendhimmel zu sehen. In diesen vier Wochen seit dem letzten Termin hat sich viel verändert. Es wird schon merklich früher dunkel. Und Mars ist in aller Munde. Haben wir vor vier Wochen noch davon gesprochen, dass der Rote Planet "irgendwann spät in der Nacht" aufgehen wird, ist das heute anders. Viele erwarten den Planeten schon am Abend, doch 22.30 Uhr, die Zeit, ab der man Mars halbwegs sinnvoll beobachten kann, ist den wenigsten zu spät und sie wollen warten. Warten müssen wir zunächst auch noch auf den Mond...


Schon eine halbe Stunde vor Beginn herrscht reges Interesse an unserer Station

Unsere Informationstafeln helfen, die Wartezeit zu verkürzen

Doch dann geht er auf, der Mond, zwischen den Türmen der Donaucity. Es ist noch sehr hell und der Anblick im Fernrohr ist noch nicht so toll, und ausserdem verschwindet der Mond bald wieder hinter dem Mischek Tower. Macht nichts, wir haben ja unser bewährtes Spiel "vom Mond zum Mars", in dem die Kinder Planeten oder Raumfahrer spielen können. Das überbrückt die Zeit, bis es dunkel genug ist - und vor allem der Mond wieder sichtbar ist.


Der Mond taucht auf

Als dann die Kinder bemerken, dass der Mond wieder hinter dem Hochhaus hervorkommt, gibt es kein Halten mehr. Alle strömen zu den Fernrohren. Zum Glück haben wir heute genug Instrumente mit! Neben den beiden Hauptfernrohren (zwei computergesteuerte Spiegelteleskope, eines mit 30cm, eines mit 25cm Durchmesser, guter Volkssternwartenstandard) sind noch einige kleinere Instrumente mit dabei. Gleich drei Familien sind mit eigenen Fernrohren gekommen!


Der Mond ist aufgetaucht, jetzt geht es richtig los!

Rund 150 Kinder und Erwachsene sind gleich von Beginn an dabei, da bilden sich an den Fernrohren zeitweise lange Schlangen. Doch der Mond läuft uns nicht davon, und auch die Wolken, die kurzzeitig über ihn ziehen, können uns den Spass nicht verderben. Die Wartezeit wird eifrig für Fragen genützt, die unsere Stadtsterngucker alle beantworten können.


Lange Schlangen am Fernrohr, ...

Eine Familie mit eigenem Fernrohr ...

... aber es sind genug Fernrohre da, ...

... und noch eine!

... auch für die ganz Kleinen

Astronomie fasziniert einfach!

Der im Somemr tief am Himmel stehende Mond erzeugt mit den vorbeiziehenden Wolken eine romantische, zeitweise aber auch fast unheimliche Stimmung. Na ja, gruselig wird's nicht, dazu ist auf unserer mobilen Sternwarte heute einfach zu viel los. Immer detailliertwer werden die Fragen. Einige Familien überlegen sogar, ein Teleskop anzuschaffen, und sind froh, in den Wiener Stadtsternguckern hilfreiche und kompetente Partner gefunden zu haben.

Mit späterer Stunde wagen wir uns trotz des enorm störenden Lichts (vom Mond und vor allem vom Donauturm) an schwächere Himmelsobjekte; diese erfordern schon etwas mehr Konzentration am Fernrohr als der Mond, aber das "Ringerl" des sterbenden Sterns (M57, Ringnebel in der Leier) und den schönen Kugelsternhaufen im Herkules (M13) sehen alle.

Jetzt streben wir "nach Höherem"

Und dann ist es endlich so weit: Mars geht hinter dem IZD-Tower auf. Zuerst etwas gedämpft - ach so, eine Wolke! - und dann so hell wie er sein soll, das hellste Gestirn nach Sonne und Mond, das derzeit am Himmel zu sehen ist. Und zur Feier des Tages auch wirklich strahlend rot.


Alle Fernrohre sind jetzt ...

Mars, auf den wir so lange gewarte haben!

... auf den Mars gerichtet

Ungefähr so wie auf diesem Foto können alle, die gewartet haben, den Planeten Mars sehen. Das Foto wurde übrigens "live" während der Veranstaltung mit einer WebCam aufgenommen. Aus einem Video mit ca. 600 Bildern zu je 1/50 Sekunde Belichtungszeit wurden die besten 60 Bilder gewählt und gemittelt - das hat der Computer automatisch erledigt. Die Aufnahme wurde interessiert verfolgt und viele zeigten sich erstaunt, wie einfach es heute ist, Planeten zu fotografieren.

Deutlich erkennt man auf dem Roten Planeten die helle Polkappe am Südpol. Sie ist nur mehr hab so gross wie vor zwei Monaten - es wird Sommer im Süden des Mars! Mit seinen dunklen Flecken sieht der Mars im Fernrohr fast aus wie der Mond mit freiem Auge, nur das "Gesicht" fehlt. Ein schwieriges Objekt!

Um 23 Uhr ist noch immer viel Betrieb; die Ankündigung, dass es in einer Viertelstunde noch etwas Besonderes zu sehen gibt, lässt viele überlegen, ob sie warten sollen. Einigen Eltern nehmen ihre Kinder die Entscheidung sourverän und charmant ab. Um 23.18 Uhr sorgt dann das angekündigte Ereignis für Abwechslung: Ein Iridium-Satellit (Teil eines ursprünglich für Telefonie gedachten Satellitennetzwerks) reflektiert mit einer seiner Antennen das Sonnenlicht aus dem Weltraum fast genau auf unseren Standort, und für einige Sekunden ist Mars doch nur die Nummer Zwei am Himmel, der Lichtblitz des Satelliten ist fast 100 Mal heller!

Das Interesse an unseren nächsten Mars-Terminen ist hoch, wir werden unser Team und unsere Ausrüstung wohl noch weiter verstärken müssen. Unglaublich, bis nach Mitternacht harren die interessiertesten aus. Astronomie fasziniert wirklich viele, und hat nicht mehr den Ruf, eine seltsame, weltfremde Freizeitbeschäftigung zu sein. Wieder einmal haben wir mit unserer mobilen Sternwarte genau das Ziel erreicht, das wir uns damit gesteckt haben: Astronomie zu verbreiten und damit indirekt auch allen zu helfen, die berufsmässig mit Astronomie zu tun haben - als Volksbildner, als Händler oder gar als Forscher.

Alexander Pikhard