WAA-Besuch

Sternwarte Höhenberg

26. Oktober 2004

Wir fahren von Sandl in Richtung Waldviertel. Kaum haben wir die Grenze vom Mühl- ins Waldviertel überschritten, ist es aus mit dem spätsommerlichen Wetter, tauchen wir in eine graue, kalte Hochnebeldecke ein. Unsere letzte Station, die Sternwarte Höhenberg bei Gmünd, müssen wir im Nebel finden.

Wo heute die von der Waldviertler Astronomischen Gemeinschaft (W4AG) errichtete Sternwarte steht, endete vor nicht einmal zwei Jahrzehnten ein Teil der Welt. Heute sind die Tafeln "Achtung! Staatsgrenze!" in keiner Weise mehr erschreckend, es ist ja eine grüne Grenze geworden. Doch bis 1989 verlief hier der Eiserne Vorhang und teilte die Welt in zwei Hälften ...


Panoramablick am (einstigen) Ende der Welt

Die Gegend hat, zumindest heute, nichts von ihrem bedrohlichen Charakter verloren. Doch nicht Stacheldraht, Minen, Wachtürme und Scharfschützen sind es, die uns bedrücken, sondern die düstere Unberührtheit dieses Landstriches mit seinen vom Nebel überzogenen Mooren. Komisch, daß die menschliche Tragödie des Eisernen Vorhangs der Natur dazu verhalf, so unberührt zu bleiben - nur, weil hier einfach niemand her wollte.

Inmitten dieser unberührten Landschaft liegt die Sternwarte Höhenberg, und wir müssen Karl Polzer, der uns die Sternwarte zeigt, glauben, dass es hier auch Tage und Nächte gibt, an denen sich der Himmel zeigt und man sich nicht wie in Avalon fühlt.

Die Sternwarte ist ein kleiner, ansprechender Turmbau, doch das ist erst die erste Ausbaustufe. Ein zweiter Turm, ein Hauptgebäude mit Aufenthaltsräumen und eine Wetterstation sollen folgen.

Lichtverschmutzung? Von österreichischer Seite kein Problem, doch die aufstrebende tschechische Republik hat ihre Liebe zu diesem Grenzgebiet zu Österreich längst entdeckt. Immer mehr Einkaufszentren entstehen direkt hinter der nahen Grenze ...

In der Kuppel treffen wir etliche alte Bekannte: Den langbrennweitigen Refraktor etwa, der lange Jahre auf der Sternwarte Mariazell (vergeblich) auf einen Einsatz wartete. Oder den 38cm Cassegrain von Franz Brosch.

Eigentlich unglaublich, dass dieses doch recht beachtliche Instrument das kleinste Hauptinstrument aller Sternwarten unserer heurigen Tour sein soll.

Wie habe ich vorhin gesagt? Die Zeiten ändern sich halt ...

Karl Polzer (im Bild rechts) schildet die Erlebnisse um den Bau der Sternwarte. Zu Beobachten gibt's nichts. Und so dauert unser Besuch auch nicht allzu lange.

In Höhenberg trennt sich unsere Gruppe wieder und jeder zieht seines eigenen Weges. Es gilt, den großen Verkehrsströmen, die nach diesem langen Wochenende nach Wien zurück streben, auszuweichen.

Zum Nachlesen hier der Link zur W4AG:

Wir danken Karl Polzer für die Führung und dafür, dass er bei diesem Wetter sogar die Kuppel für uns geöffnet hat. Wir kommen bei Schönwetter wieder!

Text und Fotos: Alexander Pikhard