Das Jahr 2023

Ein astronomischer Überblick

Alexander Pikhard

Siehe auch

Kurzfassung

2023 ist nicht allzu reich an besonderen Himmelsereignissen, aber es tut sich schon mehr als in den Vorgängerjahren 2021 und 2022. Zwei Mondfinsternisse sind bei uns zu sehen, eine partielle Halbschatten-Mondfinsternis am 5. Mai teilweise, eine partielle Mondfinsternis am 28. Oktober zur Gänze. Zwei interessante Bedeckungen durch den Mond finden bei Tag statt, sollten aber gut zu beobachten sein: Antares am 18. Oktober, Venus am 9. November. Dafür gibt es wieder keine bei uns beobachtbare Sonnenfinsternis.

Wichtiger Hinweis: Hier werden ausschließlich vorausberechenbare Himmelsereignisse mit Schwerpunkt auf Sonne, Mond, Planeten, hellen Asteroiden sowie ausgewählten Kometen und Meteorströmen behandelt. Natürlich hat Astronomie mehr zu bieten. Aber die im jährlichen Rhythmus beobachtbaren besonderen Objekte brauchen hier nicht erwähnt zu werden und über Unvorhersehbares brauchen wir in einer wissenschafltichen Übersicht nicht zu spekulieren. Warten wir einfach ab, was alles entdeckt wird.

Kalender, Sonne und Mond

Kalender

2023 ist im gregorianischen Kalender ein Gemeinjahr mit 365 Tagen, der Februar hat 28 Tage. Bewegliche Feiertage:

  • Ostersonntag: 9. April
  • Christi Himmelfahrt: 18. Mai
  • Pfingstsonntag: 28. Mai
  • Fronleichnam: 8. Juni

Erdbahn und Jahreszeiten

  • Spätester Sonnenaufgang Wien: Sonntag, 1. Jänner, 07.45 Uhr MEZ
  • Perihel: Mittwoch, 4. Jänner, 17.17 Uhr MEZ
  • Astronomischer Frühlingsbeginn: Montag, 20. März, 22.24 Uhr MEZ
  • Frühester Sonnenaufgang Wien: Freitag, 16. Juni, 04.54 Uhr MESZ
  • Astronomischer Sommerbeginn: Mittwoch, 21. Juni, 16.58 Uhr MESZ
  • Spästester Sonnenuntergang Wien: Montag, 26. Juni, 20.59 Uhr MESZ
  • Aphel: Donnerstag, 6. Juli, 22.07 Uhr MESZ
  • Astronomischer Herbstbeginn: Samstag, 23. September, 08.50 Uhr MESZ
  • Frühester Sonnenuntergang Wien: Montag, 11. Dezember, 16.00 Uhr MEZ
  • Astronomischer Winterbeginn: Freitag, 22. Dezember, 04.27 Uhr MEZ

Die Sonne ist zu diesen besonderen Lagen nicht notwendigerweise von Wien aus sichtbar. Frühester bzw. spätester Sonnenauf- oder -untergang fallen wegen der Zeitgleichung nicht mit den Sonnenwenden zusammen.

Besondere Mondlagen und -phasen

  • Kleinster Vollmond: Sonntag, 5. Februar, 09.55 Uhr MEZ
  • Südlichster Vollmond: Montag, 3. Juli, 14.39 Uhr MESZ (δ = -28° 02')
  • Größter Vollmond: Donnerstag, 31. August, 03.36 Uhr MESZ
  • Nördlichster Vollmond: Mittwoch, 27. Dezember, 2.33 Uhr MEZ (δ = +27° 47')

Der Mond ist zu diesen besonderen Lagen und Phasen nicht notwendigerweise von Wien aus sichtbar.

Siehe auch weiter unten Finsternisse und Bedeckungen!

Planeten

Merkur

Merkur zeigt 2023 in Mitteleuropa drei Abend- und zwei Morgensichtbarkeiten, sieht man einmal von einer ganz zu Jahresende noch beginnenden dritten Morgensichtbarkeit ab. Von den Abendsichtbarkeiten ist jene im März/April am günstigsten, von den Morgensichtbarkeiten jene im Oktober.

Begegnungen:

Venus

Venus steht am 13. August in unterer Konjunktion. Diese nahe der Jahresmitte bedingt eine sehr gute Abendsichtbarkeit davor und eine sehr gute Morgensichtbarkeit danach.

Begegnungen:

Interessant sind auch die Begegnungen mit dem Mond sowie eine Bedeckung:

Mars

Mars steht am 18. November in Konjunktion. Am Jahresanfang ist der Planet noch sehr auffällig nach seiner Opposition am 8. Dezember 2022. Im Jänner wird er rechtläufig. Seine Sichtbarkeit verlagert sich nach und nach in die erste Nachthälfte und schließlich auf den Abendhimmel und wird immer unauffälliger, ehe Mars im im Juli unbeobachtbar wird, lange vor seiner Konjunktion.

Begegnungen:

Jupiter

Jupiter steht am 3. November in Opposition. Anfang des Jahres zeigt er sich noch am Abend am Ende der Periode 2022/23. Nach der Konjunktion im April taucht er im Frühsommer am Morgenhimmel auf. Seine beste Sichtbarkeit ist dann im Spätherbst.

Begegnungen:

Saturn

Saturn steht am 28. August in Opposition. Anfang des Jahres zeigt er sich noch ganz kurz am Abend am Ende der Periode 2022/23. Nach der Konjunktion im Februar taucht er im Frühjahr am Morgenhimmel auf. Seine beste Sichtbarkeit ist dann im Spätsommer.

Begegnungen:

Uranus und Neptun

Die beiden langsamen Planeten Uranus und Neptun sind weiterhin Objekte am Herbsthimmel.

Finsternisse und Bedeckungen

Sonnenfinsternisse

2023 finden zwei Sonnenfinsternisse statt, von denen keine von Europa aus zu sehen ist.

Mondfinsternisse

2023 finden zwei Mondfinsternisse statt, die beide von Mitteleuropa aus zu sehen sind. Die partielle Halbschatten-Mondfinsternis vom 5. Mai 2023 zum Teil, die partielle Mondfinsternis vom 28. Oktober zur Gänze (sie hat aber einen extrem geringen Verfinsterungsgrad und ist eher eine Halbschatten-Mondfinsternis).

Bedeckungen

2023 kommt es zu zwei Bedeckungen hellerer Gestirne durch den Mond: Venus und Antares. Sie finden zwar beide bei Tag statt, sollten aber dennoch gut zu beobachten sein.

Übersicht für die nächsten Jahre:

Weitere interessante Erscheinungen

Kometen

Für das Jahr 2023 sind aus heutiger Sicht keine Kometen zu erwarten, die eine spektakuläre Erscheinung werden könnten. Für Amateure könnten interessant werden:

Eine sehr gute Übersicht über die aus heutiger Sicht zu erwartenden Kometen gibt es hier von Seiichi Yoshida:

Zwergplaneten und Asteroiden

Immer wieder nähern sich der Erde sogenannte Erdbahnkreuzer.

Meteore

Von den bekannten Meteorströmen sind die Bedingungen für die Perseiden und die Geminiden von der Mondphase her günstig - die beiden stärksten Meteorströme unter besten Bedingungen!


Ausblick auf die kommenden Jahre

2024

Zwei Mondfinsternisse sind bei uns zu sehen, eine partielle Halbschatten-Mondfinsternis am 25. März allerdings nur theoretisch, eine partielle Mondfinsternis am 18. September im weitesten Verlauf. Die Bedeckung des Saturn in der Morgendämmerung des 21. August dürfte schwierig werden. Die nächste Kantenstellung von Saturn naht, Achtung, im November beginnt eine kurze Serie von Schattentransits von Titan auf Saturn !

2025

Hammer Time am Sternenhimmel! Nach vielen durchschnittlichen und unterdurchschnittlichen Jahren hat dieses Jahr so viel zu bieten wie schon lange nicht. Neben einer partiellen Sonnenfinsternis am 29. März und zwei unvollständig sichtbaren totalen Mondfinsternissen (14. März, Monduntergang vor Totalität und 7. September, Mondaufgang knapp vor Totalität) und der nächsten Marsopposition am 16. Jänner kommen vor allem jene auf ihre Kosten, die Bedeckungen durch den Mond lieben. Es beginnt eine neue Serie an Bedeckungen der Plejaden (10. Jänner ungünstig bei Dunkelheit, 1. April ungünstig bei Dunkelheit, 23. Juni in der Morgendämmerung, 12. September bei Dunkelheit und 4. Dezember bei Dunkelheit, aber Vollmond). Dazu kommen noch eine Bedckung des Saturn am 4. Jänner, Bedckung der Venus bei Tag am 19. September und eine Bedeckung des Regulus bei Tag am 10. Dezember. Dazu noch die Kantenstellung der Saturnringe mit einer Serie von Transits und Schattentransits von Titan auf Saturn. Astronomenherz, was willst Du mehr?

2026

Höhepunkt ist die partielle Sonnenfinsternis am 12. August, bei der die Sonne - allerdings genau zu Sonnenuntergang - bei uns zu 89% verfinstert wird. Man muss nicht allzuweit reisen (Spanien), um in den Genuss einer totalen Sonnenfinsternis zu kommen. Die partielle Mondfinsternis am 28. August ist bei uns nur teilweise in der Morgendämmerung zu sehen. Zwei spannende Bedeckungen durch den Mond runden das Programm in diesem Jahr ab: Die Bedeckung von Regulus am 29. März bei Dunkelheit und in mittlerer Höhe ist ein Zuckerl an Sternbedeckung und die Bedeckung der Venus am 14. September bei Tag ist bei uns zwar nicht allzu günstig zu beobachten, könnte aber dennoch interessant werden.

2027

Den Anfang der astronomischen Höhepunkte in diesem durchaus interessanten Jahr machen die Marsopposition 2027 am 19. Februar und die mit der Erdnähe des Mars am nächsten Tag (20. Februar) zusammenfallende partielle Halbschatten-Mondfinsternis. Mit einer Annäherung von lediglich 101,44 Mio. km ist die Aphel-Opposition des Mars die ungünstigste über einen Zeitraum von vielen Jahrhunderten, was nur durch die - räumlich und zeitlich - nahe Opposition des Jupiter wettgemacht wird. Eine dreifache Konjunktion Mars-Jupiter wie 1979/80 geht sich aber nicht aus. Die Sonnenfinsternis vom 2. August 2027 wird bei uns als eine durchschnittliche partielle zu beobachten sein, im südlichen Mittelmeerraum und vor allem in Ägypten aber als Sonnenfinsternis des Jahrzehnts: Es handelt sich um eine totale Sonnenfinsternis mit einer maximalen Dauer von 6:23 Minuten in der Nähe von Luxor. Damit ist sie die zweitlängste totale Sonnenfinsternis im 21. Jahrhundert nach jener von 2009. Einige interessante Bedeckungen durch den Mond machen 2027 zu einem ziemlich spannenden Astrojahr: Sigma Sagittarii (Nunki) am 24. Mai (einigermaßen günstig) und 13. August (auch halbwegs günstig in der Dämmerung), Plejaden (M45) am 24. August (günstig), 14. November (ungünstiger bei Vollmond) und 12. Dezember (sehr ungünstig bei tief stehendem Vollmond).

 

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